Das bei dir daheim Seminar für Studierende der Uni Köln findet 2017 in der ersten Sitzung bei Julia Dick selbst zuhause statt. Danach werden die Seminarteilnehmer*innen der Reihe nach zu Gastgeber*innen des gesamten Seminares und stellen hierbei jeweils individuelle Ansätze vor, wie das eigenen Zuhause gemeinsam mit den Gästen anders und für künstlerische Zwecke genutzt werden kann. Die Gruppe wächst dicht zusammen und entwickelt schließlich aus den kennengelernten Ansätzen in Zusammenarbeit mit Julia Dick die Aktion: zuhause, bei dir – eine Performance, die man sich als Zuschauer ins eigene Haus, einladen kann. Die Performance wird offiziell beworben mit: Wie offen bist du, Fremdes in deinen Raum eindringen zu lassen? Finde es heraus. Lade Performerinnen zu dir nach Hause ein! Mit den Gastgeber*innen, die sich daraufhin melden, wird abgestimmt, wie viele zusätzliche Zuschauer*innen zu der Performance dazukommen dürfen.
An drei Aufführungen versammelt sich schließlich ein Publikum im Flur der jeweiligen Wohnung einer Person, die sich auf das Gesuch hin gemeldet hat. Die Gruppe an Performer*innen trifft ein und begibt sich auf eine Reise durch die fremde und ihnen unbekannte Wohnung, in der alle Türen noch geschlossen sind. Eine der Performerinnen befestigt an einer geschlossenen Türen den Zettel: „unserer Reise beginnt…“. Dann öffnet sie langsam eine erste Tür, hält inne, kuckt sich an, was für ein Raum ihr nun begegnet und tritt ein. Die Performerin sieht das Zimmer das erste Mal. Sie folgt einem improvisiertem Impuls, der ihr beim Betrachten des Wohnraumes kommt. Die anderen Performer*innen steigen nach und nach mit ein und reagieren auf den Impuls. Von hier aus entwickelt sich das Geschehen weiter. Das was passiert, ist improvisiert, es entsteht aus der vorgefundenen Situation, des jeweiligen Zimmers.
Primär greifen die Performer*innen hierbei auf das zurück, was da ist: die eigenen körperlichen Medialitäten, die Dinge, Geräusche, Orte, Menschen, die ihnen begegnen und auf ein zuvor erarbeitetes Repertoire an Handlungen in einer fremden Wohnung. Nach einer Zeit verlässt eine der Performer*innen das erste Zimmer, geht zur nächsten Tür und öffnet diese. Auch dieses Zimmer wird sich nun durch eine neue Improvisation und eine unkonventionelle Art der Nutzung der Einrichtungsgegenstände von der Performancegruppe erschlossen.
Auf diese Weise, durch diese Reise, erschließen sich die Performerinnen nach und nach die gesamte Wohnung: Sie krabbeln unter Betten, umarmen Stühle, wickeln sich in Vorhänge, machen Musik auf Küchenmaschinen, singen aus vorgefundenen Büchern vor, reden mit ihren Spiegelblidern, trinken wie gierige Tiere aus Duschbrausen, Tanzen unter Schreibtischen, bereiten aus dem, was sie im Kühlschrank finden, neuartige Speisen vor…. Tanz, Spiel und Performance, Handlungen, die ganz unkonventionell für das Zugastsein sind, werden erforscht. Durch die Privatheit der Wohnung wird eine große Nähe und Intimität zwischen den Performer*innen und der kleinen Gruppe an Zuschauer*innen hergestellt.
Im letzten Zimmer, nachdem nun schon viel gemeinsam erlebt wurde, platzieren die Performer*innen ihre Gäste inmitten des Raumes: Ist der letzte Raum beispielweise das Schlafzimmer, werden alle auf das Bett eingeladen. Die Zuschauer*innen steigen spätestens jetzt durch diese Verortung innerhalb des Raumes in die Improvisation mit ein.
Die Performance endet damit, dass ein Zettel an zentraler Stelle im Raum aufgehängt wird: „Wir sind in deinem Zuhause angekommen“. Die Reise ist beendet. In dieser kleinen sich gefundenen Gemeinschaft, die nun so einiges erlebt hat und sich z.b. auf einem fremden Bett wiederfindet, wird nun zusammen Tee oder Wein getrunken und das Erlebte reflektiert.
Mehr Infos unter: www.facebook.com/zuhausebeidir
Das entstandene Video gibt es zu sehen unter: https://vimeo.com/228549571?ref=fb-share&1