Die Lehre als Experiment zu dem ich einlade.

Performancekunst und die Lehre dieser bedeutet für mich ein Hineingehen in offene Prozesse mit anderen Menschen – die ich herausfordere, an ihre Grenzen zu gehen.

Ich bin hierbei gleichermaßen Lernende wie alle Beteiligten, da auch das Lehren im besten Falle ein wirkliches Experiment, die Forschung an etwas für mich Neuem und eine Herausforderung ist. In der Rolle der Lehrperson kommt mir zwar die Aufgabe zu, den Prozess zu initiieren und zu strukturieren, ich bleibe jedoch trotz dieser Rolle Teil eines lernenden und der Transformation unterworfenem Systems.

Ich lade ein ins Ungewisse… zum performen auf die Verkehrsinsel, in den Ikea, in den Primark, ins Netz oder in dein eigenes Zuhause.

Anstatt allgemeine Antworten zu geben, spreche ich, um zu verdeutlichen wie Performancekunst wirkt, lieber von mir selbst und meinen eigenen Erfahrung mit dieser. Da ich jedoch immer mitgestaltender Teil eines Systems bin, dürfte eigentlich alles folgend Beschriebene auch für das System, in dem ich agiere gelten!

Was ich mit Performancekunst lernte und lerne:

das Planen und Durchführen von Handlungen
Ideen zu kommunizieren
dass Pläne und Ideen, die ich einbringe, sich auswirken – aber anders
loszulassen von Kontrolle, Bildern, Plänen und Idealen
dass, was ich provoziere, dann auch anzunehmen, inklusive Schauder, Schmerz und Scham
mit schwer zähmbaren Energien umzugehen
mich für das was kommt zu öffnen
mich für die Veränderung zu öffnen
mich für Begegnung zu öffnen
zu improvisieren
Utopien anzupassen, an das was möglich ist
dass meist mehr möglich ist, als vorweg angenommen
und falls doch nicht – stolz und glücklich, lächelnd und lebendig zu scheitern
mich frei zu machen, von den Meinungen anderer
Strukturen, Routinen, Rollen und Hierarchien zu sehen, sichtbar zu machen
und vielleicht sogar für kurz aufblitzende Momente aufzulösen
zu verführen
andere für mich zu gewinnen
die eigene Sehnsucht zu gefallen zu erkennen
mich selbst in meinen menschlichen Fehlern anzunehmen
dass ich mich schwach und verletzlich und unwissend zeigen darf
genauso wie bestialisch, sexuell, egoistisch, dumpf, naiv, verträumt und wahnsinnig
dass ich dank des Mutes Ausgegrenztes zu zeigen im Grunde stark bin und wachse, mehr, als wenn
ich in Oberflächen verhaftet bliebe
dass das Hineindringen lohnt
dass die Tiefe zu suchen lohnt
dass die Verbesserung zu suchen lohnt
ja, dass das Suchen lohnt
und – dass der Schabernack siegt.

Erschienen in: Sara Burkhardt, Antje Dudek (Hrsg.): Kunstpädagogische Knotenpunkte, Hochschulverlag der Burg Giebichstein Kunsthochschule Halle, Halle 2017

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