Die Künste haben das Gefängnis ihrer Autonomie verlassen. Im fortgeschrittenen 21. Jahrhundert reicht der Gegenstand künstlerischer Aktivitäten über die traditionellen Grenzen der Fächer Kunst, Musik, Tanz, Theater usw. hinaus in den medienkulturellen Alltag und bis ins wissenschaftliche Experimentieren hinein. Die Zuständigkeiten für das Wahre, Schöne und Gute sind unklar geworden. In einer von kultureller Globalisierung geprägten Welt konturieren sich Praktiken der Produktion von Bedeutung zwischen Künsten, Moral, Wissenschaft, Recht und Politik.
Mit dem postautonomen Verständnis von Kunst gehen zwei Bewegungen einher: zum einen wird im Zuge eines konsequenten Weltlichwerdens die Grenze zwischen Kunst und Nicht-Kunst destabilisiert, zum anderen vernetzen sich die Künste untereinander. Transzendentale Bezugspunkte für die traditionellen Sparten der Hochkultur gibt es nicht mehr. Nicht mehr im Ideal eurozentrischer Klassik, noch in der Reinheit des ungestörten White Cubes, Konzert- oder Theatersaals. Kunst findet statt im Global Contemporary. Im Hier und Jetzt und auf dem Boden alltagskultureller Tatsachen.
Die Tagung befasste sich mit den Methoden, Bedingungen, Möglichkeiten und dem „magischen Potential“ der Bildung an/durch/mit den Künsten vor dem Hintergrund eines sehr deutlich erweiterten Begriffs von Kunst – fokussiert auf Performance, künstlerische Forschung und aktuelle Medienkultur: kunst.uni-koeln.de/magie
Ende 2016 ist der Band zur gleichnamigen Tagung where the magic happens erschienen, der die Schriftenreihe Kunst Medien Bildung im Auftrag der Wissenschaftlichen Sozietät Kunst Medien Bildung eröffnet:
Inhalt
Torsten Meyer, Julia Dick, Peter Moormann, Julia Ziegenbein
Einleitung | 13
Julia Dick
Eröffnung | 21
Medienkultur
Stephan Porombka
Sekundentricks
Über Vines, GIFS und das Gelingen von kleinen Formen im Web 2.0 | 27
Manuel Zahn
„Wir stammen von Animationen ab.“
Wirklichkeitserfahrung mit Ryan Trecartins Videos | 39
Ryan Trecartin
Ready (Re’Search Wait’S). Kommentiert von Konstanze Schütze | 48
Kristin Klein
All Work and All Play. Über ästhetische Arbeit im Internet State of Mind | 55
Benjamin Jörissen
Digital/kulturelle Bildung
Plädoyer für eine Pädagogik der ästhetischen Reflexion digitaler Kultur | 63
Gerrit Höfferer
POST für alle! Ausweitung der Randzonen: Bildung am Biennalesken | 75
Konstanze Schütze
Where the *pragmagics happens
Über die Ästhetik der leeren Hände und die Arbeit am Magischen | 85
Performance
Christine Borck
Der Körper als Träger von Identität | 95
Antje Dudek
Irritation und Veränderung
Magische Bildungspotenziale von Performance Art Education | 105
Johanna Eder
Die Magie des Flow oder das Perpetuum Mobile der Kreativität | 113
Marie-Luise Lange
„Ich habe getötet, um nicht getötet zu werden.“
Differenzielle ästhetische Grenzerfahrungen im labyrinthischen SPACE BETWEEN anhand des Multiplayer*innen-Videostücks “Situation Rooms” von Rimini Protokoll | 125
Heinrich Lüber
performance lab (occupy experience) | 141
Ariane Schwarz
Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist das echte Schneewittchen im Land? | 149
Ulrike Hentschel
Ästhetische Bildung – gibt’s die noch?
Theaterpädagogik und Praktiken des zeitgenössischen Theaters | 155
Simone Etter, Marianne Papst, Künstler*innenkollektiv marsie
Input: Spaziergang
#Aktion #Vermittlung #Erfahrungsraum | 167
Julia Dick
Möglichkeiten für Performer, Lehrer, Schüler, Gelangweilte, Menschen und Schamanen | 179
Künstlerische Forschung
Elke Mark
Fallhöhe
Zeitgenössische Performancepraxis und Wissensgenerierung in Performance Art | 187
Elena Haas
Performative Künstlerische Forschung
Zum Potenzial intersubjektiver Begegnung im öffentlichen Raum | 201
Katja Hoffmann
All the World‘s Futures: On Okwui Enwezor. Zeitgenössische kuratorische Praxis als kunstpädagogisches Handlungsmodell für künstlerisches Forschen – eine Skizze | 209
Julia Ziegenbein
Wissen verdichten. Universität uminszenieren? | 219
Entgrenzungen
Torsten Meyer
What’s Next, Arts Education? Fünf Thesen zur nächsten Ästhetischen Bildung | 235
Christian Rolle
Diskurse ästhetischer Bildung
Beobachtungen aus musikpädagogischer Perspektive | 251
Margit Schmidt
Ästhetische Bildung und Erziehung in Schule und Hochschule: Das Kölner Modell | 263
Chantal Küng
„sie sollten vielleicht eine art interdisziplinäre arbeitsweise entwickeln.“ | 273
Jonas Hensel
Zur Fortsetzbarkeit der Kunst | 279
Rudolf Preuss
Der Moment der Erkenntnis – Oder: Welchen Sinn macht grenzüberschreitendes Arbeiten in der Schule? | 287
Karl-Josef Pazzini
Grenzwertige Bildung an den entgrenzenden Künsten | 301
Konstanze Schütze
“There is a word I am trying to remember, for a feeling I am about to have.” | 321
Autor*innen | 331